Herbstwallfahrt 2024
Samstag, 31. August
«Maria Namen (12.09)»
Die Reise wird nach Arlesheim gehen.
Wallfahrt nach Bourguillon/Bürglen und Tafers am Samstag, 2.9.2023
Am Samstagmorgen, 2. September 2023 trafen wir uns, 34 Pilgerinnen und Pilger, wie gewohnt im Bus zur Herbstwallfahrt. Pater Bernard aus Nigeria, der uns geistlich begleitete, eröffnete die Wallfahrt mit einer Andacht und dem Reisesegen: „Gott, du hast deinen Knecht Abraham auf allen Wegen unversehrt behütet. Du hast die Söhne und Töchter Israels auf trockenem Pfad mitten durch das Meer geführt. Durch den Stern hast du den Weisen aus dem Morgenland den Weg zu Christus gezeigt. Geleite auch uns auf unserer Wallfahrt nach Bourguillon und Tafers. Lass uns deine Gegenwart erfahren, mehre unsern Glauben, stärke unsere Hoffnung und erneuere unsere Liebe. Schütze uns vor allen Gefahren und bewahre uns vor jedem Unfall. Führe uns glücklich ans Ziel unserer Fahrt und lass uns wieder unversehrt nach Hause zurückkehren. Gewähre uns schliesslich, dass wir sicher das Ziel unserer irdischen Pilgerfahrt erreichen und das ewige Heil erlangen. Darum bitten wir durch Christus unsern Herrn. Amen. – Es segne und behüte uns alle der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist! Amen.“
Unterwegs beteten wir den Rosenkranz. In Bourguillon angekommen verweilten wir vor der Eingangstüre der Wallfahrtskirche, über der sich ein Fresko mit der Darstellung der Verkündigung befindet. Unsere Präsidentin, Francine Locher, trug die entsprechende Stelle aus dem Lukas-Evangelium vor (Lk 1,26-38). Die Antwort Mariens auf die Botschaft des Engels (Lk 1,38) ist eindeutig und heilsgeschichtlich von zentraler Bedeutung: Maria sprach, „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort“ (Lk 1.38). Im Kircheninnern erkannten wir rasch das Gnadenbild Unsere Liebe Frau vom Berg Karmel über dem linken Seitenaltar, das geistliche Zentrum der Wallfahrtskirche. Es handelt sich um eine aus dem 14. Jahrhundert stammende Marienfigur, die aus einer Werkstatt aus Köln stammen soll. Zuerst befand sie sich im nahe gelegenen Siechenhaus (einem Spital für Aussätzige, deren es damals in der Schweiz sehr viele gab) und wurde 1465 in die neue Muttergottes-Kapelle, d.h. in die heutige Kirche übertragen. Dieses Ereignis ist auf dem Glasgemälde vorn rechts im Kirchenschiff festgehalten mit der Inschrift: „Transfert de la statue miraculeuse de l’ancienne leproserie à la nouvelle chapelle“. In diesem geschichtsträchtigen, im Verlauf der Jahrhunderte von unzähligen hilfesuchenden Pilgerinnen und Pilgern aufgesuchten Marienheiligtum feierte Pater Bernard mit uns die Heilige Messe und hielt eine einprägsame marianische Predigt. Er ermahnte uns, Sorgen und Nöte Jesus durch Maria vorzutragen – wir brauchen das Rosenkranzgebet und die vielen herkömmlichen marianischen Andachten.
Der zweite Schwerpunkt unserer Wallfahrt war Tafers, seit Jahrhunderten bedeutender Ort für die Jakobspilger. Im Gasthof St. Martin genossen wir ein feines Mittagessen, dabei bot sich reichlich Gelegenheit zu guten Gesprächen. Anschliessend hielt Pater Bernard mit uns eine Marienandacht vor einer altehrwürdigen Pietà in der Pfarrkirche St. Martin, an der Orgel begleitet von Marius, einem verdienten einheimischen Jakobspilger, der uns im Verlauf des Nachmittags zusammen mit einem weiteren Jakobspilger, Franz, die Bedeutung von Tafers für den Jakobsweg erläuterte: Seit etwa 400 Jahren existiert die Jakobsbruderschaft Tafers, heute unter dem Namen Gruppe Santiago, welche sich u.a. um die sich unterwegs befindenden Jakobspilger kümmern. Eindrucksvoll ist die neben der Kirche gelegene St. Jakobskapelle mit dem 8-teiligen Bilderzyklus zum Galgen- bzw. Hühnerwunder, das sich am Jakobsweg in Toulouse ereignet haben soll (1): „Zwei Pilger, ein Vater und sein Sohn, übernachten auf dem Weg nach Santiago in Toulouse. Weil der Sohn auf das Werben der Wirtstochter nicht eingeht, versteckt der böswillige Wirt einen kostbaren Becher in der Pilgertasche des Vaters. Der Wirt eilt ihnen nach und beschuldigt sie des Diebstahls. Dann wird der Vater zum Tod verurteilt. Der Sohn anerbietet sich, anstelle des Vaters die Todesstrafe auf sich zu nehmen und wird öffentlich gehängt. Der Vater setzt seine Pilgerfahrt fort und betet am Grab des Hl. Jakobus in Santiago flehentlich um Gerechtigkeit. Auf der Rückreise findet er seinen Sohn lebend am Galgen. Der Hl. Jakobus hat ihn während der ganzen Zeit gestützt und gehalten. Man schenkt der Geschichte des Vaters keinen Glauben. Der verbrecherische Wirt spottet, sein Sohn sei etwa so lebendig wie die Hühner am Bratspiess. Auf diese Bemerkung hin flattern die zuvor gebratenen Hühner davon. So erkennen die Leute den wahren Schuldigen und der Wirt wird an den Galgen gebracht.“ Eine ähnliche Legende findet sich in der Legenda aurea des Dominikaners Jacobus de Voragine (1228 –1298) (2).
Dankbar, auch für das durchwegs strahlende Wetter, verliessen wir diesen schönen, vom heiligen Apostel Jakobus, Bruder des Apostels und Evangelisten Johannes, geprägten Ort Tafers. Wir freuten uns sehr darüber, dass wir auch dieses Jahr von Heinz Wyss (Oberland Reisen) sicher und sorgfältig chauffiert wurden. Die Strecke von Tafers bis zum Autobahnanschluss Flamatt führte durch liebliche Landschaften und malerische Orte des deutschfreiburgischen Hinterlands.
Allen, die zum guten Gelingen dieser gnadenreichen Wallfahrt beigetragen haben, besonders Herrn Pater Bernard und unserem stets hilfsbereiten Chauffeur Heinz Wyss danken wir alle herzlich.
Literatur:
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Marius Schneuwly: Des lieben Apostolen S.Jacobi Bruderschaft zu Tavers – 400 Jahre Jakobsbruderschaft Tafers, Jubiläumsschrift März 2020, Paulusdruckerei Freiburg 2020
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Jacobus de Voragine: Legenda aurea, aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, Heidelberg, Verlag Lambert Schneider 1979
Am Samstagmorgen, 31. August 2024 trafen wir uns, 35 Pilgerinnen und Pilger, zur Jahreswallfahrt. Wiederum begleitete uns Heinz Wyss als erfahrener und geschätzter Chauffeur (Oberland Reisen). Nach dem Reisesegen, bei dem wir einen von Pater Bernard für die letztjährigen Wallfahrt verwendeten Text benützten, gedachten wir der am 13. August verstorbenen Mutter unserer Präsidentin, Frau Yvonne Roesch, und beteten den Rosenkranz.
Gegen 10 Uhr erreichten wir bei strahlendem Wetter Arlesheim, wo uns Dompfarrer Alexander Pasalidi, unser früherer Präses, erwartete und uns von seiner Wohnung am prachtvollen von den ehemaligen Domherrenhäusern flankierten Domplatz aus schon von weitem begrüsste. Er führte uns in den Pfarrhof, wo er uns im Garten aus der bewegten Geschichte von Arlesheim erzählte: nach der Reformation mussten der Bischof von Basel und sein Domkapitel Basel verlassen. Der Bischof regierte nach einer Zwischenlösung in Freiburg im Breisgau von Pruntrut aus sein Bistum. Das Domkapitel residierte bis 1792 in Arlesheim und erledigte von dort aus seine zahlreichen Aufgaben. Erst 1828 wurde der Sitz des Bischofs von Basel und des Domkapitels wieder vereinigt, d.h. neu errichtet in Solothurn. Die Bezeichnung „Bischof von Basel“ ist geblieben. Pfarrer Pasalidi führte uns dann in seine geräumige, lichtdurchflutete Kirche, den 1679 – 1681 im Barockstil erbauten, später im Rokokostil umgestalteten Dom zu Arlesheim. Dieser ist Maria, der Immaculata, wie in einer Inschrift festgehalten, geweiht. In einer Seitenkapelle erkennen wir eine gut erhaltene Schnitzfigur der heiligen Odilia aus dem 15. Jahrh., die aus der früheren, im 19.Jahrh. abgerissenen Odilienkirche von Arlesheim stammt. Die hl.Odilia, Schutzpatronin des Elsass und des Augenlichts, ist die zweite Patronin des Doms und seit jeher die Patronin der Pfarrei Arlesheim.
Pfarrer Pasalidi feierte mit uns die hl. Messe – eine Marienmesse – und predigte temperamentvoll über Maria und die Eucharistie. Er erteilte den Schlusssegen mit folgenden Worten: „So segne, begleite und beschütze uns, schenke uns allen die Glaubensfreude und die Glaubenshoffnung, auf die Fürsprache der hl. Jungfrau Maria und der hl. Odilia der uns liebende Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist“. Der langjährige, erfahrene Dom-Organist, Herr Peter Koller, begleitete unsern Wallfahrtsgottesdienst musikalisch auf der berühmten und wohlklingenden, aus den Jahren 1759 – 1761 stammenden Silbermannorgel. Jetzt ergriff Dora Brosy aus Thun, ältestes Mitglied unseres Lourdespilgervereins, das Mikrophon und erzählte bewegt und gerührt mit vielen Tränen von ihrer Kindheit und Jugendzeit, die sie in Arlesheim, in unmittelbarer Nähe des Doms verbracht hatte. Sie richtete ihren Blick auf die Statue der Muttergottes, die ihr aus ihrer Jugend so vertraut war und dankte für alles früher Erlebte, für das heutige Verweilen in ihrem so geliebten Dom und unserem Gastgeber Pfarrer Alexander Pasalidi.
Nach dieser unvergesslichen Wallfahrtsmesse begaben wir uns nach Dornach ins Kapuzinerkloster, das bei fehlendem Nachwuchs 1990 als solches aufgehoben wurde. Seiher wird der Klosterbereich nach entsprechenden Restaurierungsarbeiten als Hotel, Restaurant und Kultur- und Begegnungszentrum benützt, wobei die Atmosphäre des Klosters weitgehend erhalten geblieben ist. Die Klosterkirche wird weiterhin für Gottesdienste und Andachten benützt. Im ehemaligen geräumigen Speisesaal der Mönche, dem eindrücklichen Refektorium, genossen wir bei guter Stimmung und engagierten Gesprächen ein feines Mittagessen. Dabei beteiligten wir uns auch am sympathischen Brauch der „Armensuppe“, der auf die Kapuzinermönche zurückgeht, nämlich die Sorge um Bettler und andere ärmere Menschen. Auf der Speisekarte ist eine „Armensuppe“ erwähnt, d.h. die Gäste werden eingeladen, für 5 Franken eine Suppe zu bezahlen, die dann aber an unbemittelte Menschen, die immer wieder im Kloster vorbeikommen, abgegeben wird. Nach diesem Zeichen der Solidarität begaben wir uns in die schlichte Klosterkirche zu einer die Wallfahrt würdig abschliessenden Marienandacht.
Anschliessend kehrten wir beglückt durch all das Erlebte über den Passwang heim ins Berner Oberland. Allen, so auch unserem früheren Präses und heutigen Gastgeber Pfarrer Alexander Pasalidi, die zum Gelingen dieser gnadenreichen Wallfahrt beigetragen haben, danken wir herzlich. Ein besonderer Dank gehört wie immer unserem umsichtigen, stets hilfsbereiten Chauffeur Heinz Wyss.
Maria mit dem Kinde lieb, uns allen Deinen Segen gib!
Nikolaus Zwicky Aeberhard